Offener Brief des KVF ERZ
Zum Nachdenken
Werte Freunde des Fußballs,
wir haben in letzter Zeit
viel über das Schiedsrichterwesen in Deutschland gehört, in mehreren
Bundesländern streiken die
Schiedsrichter, weil es für sie nicht mehr akzeptabel ist, wie sie behandelt und
angefeindet werden. Ein Schiedsrichter in Hessen wurde nach einer gelb/roten
Karte bewusstlos geschlagen und musste mit dem Rettungshubschrauber
abtransportiert werden. Wir alle wünschen ihm eine gute Besserung und hoffen,
dass er den Mut finden möge wieder Spiele zu leiten.
Vor einigen Jahren war dies
in Kolumbien, Argentinien und anderen südamerikanischen Ländern üblich, bei uns
in Deutschland undenkbar. Jetzt haben wir ähnliche Vorfälle auch in
Deutschland, aber doch noch weit weg von unserem Erzgebirge, denken viele. Doch
wenn man genauer hinschaut ist dies alles leider nicht so weit weg wie es
scheint. Beleidigungen und Beschimpfungen gegen Schiedsrichter, oder überhaupt
gegen Beteiligte am Spiel, von Spielern, Offiziellen und Fans sind ja schon zu
einer traurigen Normalität geworden. Darüber spricht schon keiner mehr, allein
dieser Umstand sollte zum Nachdenken anregen. Doch in letzter Zeit werden auch
bei uns die Zustände immer weniger akzeptabel.
Es werden junge
Schiedsrichterassistenten von Fans körperlich angegriffen was zu einem Spielabbruch
führte.
Es werden junge
Schiedsrichter von Trainern oder Übungsleitern so beleidigt und ignoriert dass
nur ein anwesender erfahrener Schiedsrichter für Ruhe sorgen kann. Der
Schiedsrichter oder auch der Assistent ist immer weisungsbefugt, egal ob er 15
oder 50 ist.
Es feinden sich die Lager
beider Fußballfans an, was bis zu Gewaltaktionen und einer Unterbrechung des
Spiels führt.
Es werden 15 jährige Spieler
von sogenannten Fans angegriffen. Auch hier konnte der 14jährige Schiedsrichter
nur auf die Hilfe seines anwesenden Schiedsrichterpaten vertrauen. Den Ordnungsdienst
musste erst er dazu rufen, nachdem er mit Hilfe seines Paten die Situation
soweit im Griff hatte. Bemerkenswert ist auch die Reaktion des jungen Spielers,
welcher das Spiel zu Ende brachte und danach Anzeige erstattete.
Wir haben alle das Recht auf
gute und schöne Fußballspiele, die Fans, die Spieler, die Trainer und auch die
Schiedsrichter.
Wir haben das große Glück, in
unserem Kreisverband noch immer Sportfreunde zu haben, welche gern
Schiedsrichter werden möchten. Wir haben in unserem Kreisverband viele erfahrene
Sportfreunde, welche ihrem Hobby, der Schiedsrichterei, jedes Wochenende auf zahlreichen
Sportplätzen unseres Kreises mir großem Einsatz und Engagement nachgehen.
Doch auch diesen
Sportfreunden weht sehr oft ein sehr rauer Wind ins Gesicht und auch sie müssen
immer öfter Anfeindungen und Beleidigungen über sich ergehen lassen, die die
Grenze des Akzeptablen weit über- und die sogenannte Gürtellinie weit
unterschreiten. Ein teilweise vorhandenes
Nachdenken über den
eigentlichen Sinn ihres Tuns kann man niemandem übelnehmen.
Jeder Verein ist zu jedem
Spiel verpflichtet einen Ordnungsdienst zu stellen. Sehr oft ist dieser Ordnungsdienst
in seine eigentliche Aufgabe und seine Zuständigkeiten nicht oder nur
unzureichend eingewiesen. Anderenfalls wird die Situation auch einfach nur
unterschätzt, frei nach dem Motto: Es
wird schon nichts sein.
Leider ist es teilweise auch der Fall, dass die Sportfreunde welche im sogenannten
Ordnerbuch eingetragen sind nicht einmal auf dem Gelände sind, auch hier frei
nach dem Motto: Im Buch sieht alles gut aus. Sie sollten außerdem immer
erkennbar sehr, doch der
Erfahrung nach scheint dies
fast kein Verein zu wissen oder mit den nötigen Druck durchsetzen zu wollen.
Scheinbar aus Angst, dann gar niemanden mehr für diese Aufgabe zu finden.
Ebenso werden ja bekanntlich
zu vielen Spielen die Schiedsrichter-assistenten durch den jeweiligen Heimverein
gestellt. Viele davon machen ihre Sachen sehr gut und trotzdem wird Ihnen immer
wieder unterstellt, für ihren Verein zu entscheiden. Dies ist teilweise sehr
unfair, doch diese
Diskussion sei hier eher
sekundär. Ob sie sich aber immer ihrer anderen Aufgaben auch bewusst sind ist
hier erstmal interessanter. Es gehört genauso zu ihren Aufgaben, dem
Schiedsrichter in kritischen Situationen zur Seite zu stehen. Sei es mit einem
ehrlichen Rat, den jeder dankend
annehmen sollte oder in
brenzligen Situationen auch einmal mit der reinen körperlichen Präsenz, gerade
um jüngere Schiedsrichter zu unterstützen. Wenig förderlich sind hier unnötige
Diskussionen und Sticheleien mit den Gästespielern oder den mitgereisten Fans.
Eine gewisse Rivalität in allen Ehren, aber bei der Erfüllung dieser Aufgabe
ist sie komplett fehl am Platz.
Wir möchten uns hiermit bei
allen Schiedsrichtern für ihre Leistungen und ihre Einsatzbereitschaft bedanken
und für die weiteren Spielleitungen immer viel Erfolg und ein glückliches
Händchen bei den Entscheidungen wünschen. Gern kann auch etwas Spaß an diesen
Einsätzen dabei sein.
Schließlich ist es immer noch
ein Hobby, und dies macht doch jeder, weil es ihm Spaß macht.
Möge man euch auch den einen oder
anderen Fehler verzeihen, es wird schließlich auch nicht jede
„100prozentige“ zu einem Tor verwandelt….
Zum Nachdenken!